Markus Kohlross
Aktivist
Website zu Ananonymous for the Voiceless

Der Umweltaktivist Markus Kohlross steht mit einer Gruppe Aktivisten in der grazer Innenstadt. Zusammen halten sie Passanten auf, um über die grausame Haltung von Nutztieren aufmerksam zu machen. Markus erzählt von seinem Weg zu einer minimalistischen Lebensweise und seinen Blick auf die Zukunft Österreichs.

Für mich sind Traditionen kulturelle Dinge die sich Menschen aneignen um in der Gesellschaft zu bestehen.“



!Achtung dieses Interview könnte ein Spoiler sein. Lesen Sie es erst, wenn Sie den Film gesehen haben!

Die Inhalte sind aus dem Interview für den Film „Meine Welt, Deine Welt“
16.01.2019 mit Markus Kohlross

Über den Lebensstil:
Mein Leben habe ich ausgerichtet nach dem Minimalismus. Ich habe das Materielle durchlebt: Ich habe früher sehr viel Montage gearbeitet und 7000€ pro Monat verdient. Das war dann der komplette Materialismus. Ich habe viele tolle Dinge gekauft und das komplett ausgelebt, aber dann festgestellt, dass das nicht glücklich macht.

Früher habe ich in Wohnungen und in Häusern gelebt. Jetzt ist es so, dass ich entweder in meinem Campingwagen lebe, bei Freunden oder bei Menschen, die Bedarf haben und wo ich spür „he da will ich jetzt sein“. Man lernt so viel mehr Menschen kennen. Man kann viel mehr bei den Menschen bewirken. Man ist flexibler. Es ist alles viel dynamischer. Man ist in einem anderen Kreislauf drinnen.

Ich lebe nicht ohne Geld, wenn Geld notwendig ist. dann wird das aufgestellt. Geld ist ja ohnehin nur das allgemein gültige Tauschmittel. Ich verwende halt auch die nicht allgemein gültigen Tauschmittel. So wie hier zum Beispiel: Ich lebe hier, ohne dass ich Geld für Miete zahle. Ich lebe hier mit, bekomme dafür Essen und den Stellplatz. Ich gebe auch Vorträge und mach auch Live-Coaching bei Menschen und die können dann entweder mit Geld oder auf eine andere Art und Weise zahlen – und so kommt man erstaunlich weit.

Über Naturschutz:  
Also Naturschutz war schon immer, auch als kleines Kind, ein Thema für mich. Als Kind habe ich gesehen, dass da Müll auf der Straße liegt, und habe dann meine Freizeit damit verwendet diesen Müll wieder aufzusammeln. Es ist dann einmal die Zeit gekommen, wo ich in den Materialismus reingekommen bin. Wo dann Geld wichtiger war. Ich habe aber dann den Weg wieder zurückgefunden. Also Naturschutz, kann man sagen, war schon immer wichtig für mich.

Über Tradition:
Für mich sind Traditionen kulturelle Dinge, die sich Menschen aneignen um in der Gesellschaft zu bestehen. Es ist aber immer ganz wichtig, dass man das sehr dynamisch betrachtet: Das Leben ist im ständigen Wandel und was jetzt Tradition ist und funktioniert, kann später nicht funktionieren. Es waren ja früher auch Tradition, dass man Sklaven gehabt hat oder dass Frauen nicht wählen durften. Das war alles auch einmal in der Kultur verankert.

Über den Aktivismus:
Also mir ist aufgefallen, dass Tierschutz, gleich Menschenschutz, gleich Umweltschutz ist. Also ich betrachte das ganze holistisch. Wir sitzen alle in einem Boot. Es ist ganz wichtig, dass wir die Erde als lebenden Organismus wahrnehmen. Das heißt, was ich mache mit meinem Aktivismus, ist den Paradigmenwechsel, den wir wirklich benötigen, voran zu treiben und den Menschen auf liebevolle Art und Weise verständlich zu machen. 

Bei mir hat dieser Wandel dann statt gefunden ab dem Zeitpunkt, wo ich dann Vater geworden bin. Davor war das alles nur ein Spiel, aber wenn man selbst dann wirklich ein Leben in die Welt setzt, ist das ein ganz ein anderes Level.


Weitere Personen
BäuerinDrag QueenMönch