Frater Philipp
Mönch
Website zum Stift Kremsmünster

Frater Philipp Wögerbauer ist auf den Weg in den Wald um seiner Arbeit als Forstarbeiter nachzugehen. In seiner Arbeitskleidung ist er fast nicht mehr als Mönch zu erkennen. Frater Philipp spricht über Klischees mit denen er Tag für Tag konfrontiert wird und diskutiert das Bild der Kirche, das nach außen hin wirkt.

„Wobei es natürlich schon auch zu schauen gilt wie weit ist es gut Traditionen zu leben und wo wird es schräg.“



!Achtung dieses Interview könnte ein Spoiler sein. Lesen Sie es erst, wenn Sie den Film gesehen haben!

Die Inhalte sind aus dem Interview für den Film „Meine Welt, Deine Welt“
16.02.2019 mit Frater Philipp Wögerbauer

Über den Weg ins Kloster
Ich war nie jemand, der irgendwann einmal den Wunsch gehabt hätte Priester bzw. Mönch zu werden. Im Gegenteil, vor allem in der frühen Kindheit, wenn die Frage gefallen ist „Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?“ kam von mir durchaus öfter die Antwort „alles, aber kein Pfarrer“.

Vom ersten wirklichen Gefühl einen geistlichen Beruf auszuüben bis zum wirklichen Eintritt sind dann 5 Jahre vergangen. Ich habe mich dann zu einem Zeitpunkt für den Eintritt entschieden, wo ich eigentlich gedacht habe, dass das Thema durch ist und das Kloster nichts für mich ist. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einen Studienplatz fix zugesichert und bin einem Beruf nachgegangen. Ich habe aber dann doch gemerkt, es ist jetzt so viel Zeit vergangen mit dem Überlegen und zu spüren und deshalb habe ich mir dann gesagt: Ja ich will es eigentlich versuchen und mich auf diesen Weg einlassen.

Über Freuden des Lebens im Kloster:
Die Freuden am Leben im Kloster ist sicher einerseits das Leben in der Gemeinschaft. Auf der anderen Seite natürlich das geistliche Leben, das man in dieser Form und dieser Intensität im weltlichen Alltag nicht so leben kann. Eine weitere Freude im Leben am Kloster ist, nach meiner persönlichen Erfahrung, dass man Möglichkeiten bekommt, die man sonst vielleicht nicht so leicht hätte. Ich denke da an verschiedenste Ausbildungswochen in den ersten Klosterjahren.

Über die Herausforderungen des Lebens im Kloster:
Eine Herausforderungen in meinem Leben als Mönch, ist genau so wie die größte Freude des Mönchslebens, natürlich die Gemeinschaft. Es kann zu Generationskonflikten kommen, weil es eine große WG ist wo einfach alle möglichen Charakter zusammenkommen und ich zum Beispiel von mir selber weiß das ich persönlich nicht der einfachste Charakter bin.
Herausforderungen sind aber natürlich auch Dinge wie alte Gewohnheiten, besonders, wenn man so wie viele, die heutzutage in ein Kloster eintreten, schon ein Leben vor dem Kloster gehabt hat. In meinem Fall: wenn man jahrelang seine eigene Wohnung hatte, sein eigenes Geld verdient hat, etc. und man als Mönch plötzlich wieder den für die neu eingetretenen Mitbrüder Verantwortlichen, den Novizenmeister, um Geld bitten muss. Das kann manchmal schon eine ziemliche Herausforderung sein, auch wenn man solche Dinge im Vorhinein weiß und auch beim Eintritt bewusst in Kauf nimmt.

Über Tradition Brauchtum: 
Mir persönlich sind Traditionen schon sehr wichtig. Wobei es natürlich schon auch zu schauen gilt wie weit ist es gut Traditionen zu leben und wo wird es schräg. Ist es noch zeitgemäß, profane Hausfeste noch immer genauso zu feiern wie vor Jahrzehnten oder 200 oder 300 Jahren, sodass man meinen könnte, man ist auf einmal mitten in der Barockzeit gelandet?
Ist es noch sinnvoll und/oder wirtschaftlich vertretbar, an gewissen wirtschaftlichen Bereichen noch immer festzuhalten, weil sie seit Jahrhunderten zum Haus gehören, aber fixe Defizitbringer sind?
Also inwieweit macht es Sinn noch an Dingen festzuhalten die einfach nicht mehr zeitgemäß sind.
Das gilt für mich bei „weltliche” Traditionen in geistlichen Häusern. Was ich an Tradition im Kloster aber keinesfalls in Frage stelle, sind liturgische Bräuche und Feste, und ist auch das Thema Zölibat, soweit es Ordenschristen und -christinnen betrifft!

Klischee:
Man wird mit Klischees konfrontiert. Sobald man irgendwo im Habit unterwegs ist, wird man mit Klischees konfrontiert. So Klischees kommen natürlich auch aus der Literatur, aus verschiedenen Filmen. Ein Klischee ist zum Beispiel, dass von einem/einer Geistlichen nach wie vor geglaubt wird, dass Sie vom Lebensstandard und vom Lebensstil ein paar hundert Jahre früher stecken geblieben ist. Ja, auch wir Mönche haben Smartphones, ja auch wir nutzen Internet, ja auch wir fahren mit dem Auto und ja auch wir kommen hinaus.

Einige Menschen sind überrascht, wenn sie hören, dass ich im Wald arbeite, dass ich mit Motorsäge oder mit Traktor unterwegs bin. Das überrascht schon. Ja es ist natürlich so, dass es nicht das erste Bild ist, das man mit einem Mönch verbindet, dass der Motorsägen schwingend irgendwie durch den Wald rennt und Bäume um schneidet.


Weitere Personen
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